Beschluss der Landesmitgliederversammlung am 24. März 2023 in Stendal
Ärztemangel- ein immer akuter werdendes Problem
Der Ärztemangel in Deutschland, vor allem auf dem Land, aber auch in ärmeren Stadtteilen und Krankenhäusern ist ein Problem. Das war er schon seit Jahren und während der Corona-Pandemie ist uns der Ärztemangel noch deutlicher vor Augen geführt geworden. Die älteren Generationen, die einen großen Teil des medizinischen Personals ausmachen, kommen ins Rentenalter und genug junge Ärzt*innen, um die Stellen aufzufüllen, gibt es zurzeit einfach nicht.
Die Gründe hierfür sind vielschichtig: konstanter Sparzwang, zunehmende Bürokratie, eine schwache Infrastruktur auf dem Land, aber auch der sehr hoch angelegte Numerus Clausus und die zu wenigen Studienplätze gehören dazu. (Q1)
Wenn es Ärzt*innen nun trotz der Hürden schaffen ein Studium abzuschließen, kommen neben den eben erwähnten Problemen noch viele weitere auf sie zu. Für einige Fachbereiche, wie die Psychologie, gibt es nicht genug Kassenplätze, so dass Ärzt*innen gezwungen sind im privaten Versorgungsbereich zu arbeiten. Medizinisches Personal, besonders in Kliniken, ist konstant überlastet und das Schließen von weiteren Krankenhäusern verschlimmert diese Situation immer weiter.
In Krankenhäusern selbst gibt es jedoch auch noch weitere Probleme, durch die vorgeschriebenen Fallpauschalen treten immer mehr ökonomische Aspekte in den Vordergrund. Zudem sollen Ärzt*innen, um das Gesundheitsstrukturgesetz einzuhalten, möglichst sparen. Dies stellt eine weitere Problematik dar, die auf Kosten der Gesundheit der Patient*innen ausgetragen wird. (Q2)
Eins macht das alles auf jeden Fall klar: so wie die Situation jetzt ist, darf sie nicht bleiben!
Und deswegen fordern wir:
Mehr Studienplätze für Medizin
Schluss mit den zig Wartesemestern. Aus mehr Studienplätzen folgen auch mehr Studierende. Wir schließen uns der Forderung der Bundesärztekammer an und sagen: Mindestens 3000, besser noch 5000 bis 6000 mehr Studienplätze im Bereich Medizin! (Q3)
Abkehr vom Numerus Clausus
Ein Schnitt von 1,0 im Abitur sagt wenig über die Eignung einer Person für ein Medizinstudium aus. Es ist nich sinnvoll in erster Linie darauf zu schauen, ob jemand in allen Fächern perfekt war. Wenn mehr auf einzelne, fürs Studium wichtige Fächer geachtet wird, vorhergehende Leistungen und Tätigkeiten, sowie bestimmte Fähigkeiten oder schon vorliegende Fachkenntnisse mehr Beachtung finden würden, kann das ein Anfang für mehr Medizinstudent*innen werden. Dies könnte man Beispielsweise durch einen angemessenen Eignungs- oder Wissenstest vor dem Studium und höhere Gewichtung außerschulischer Qualifikationen im Medizinischen Bereich erreichen. (Q4)
Ärzt*in werden im ländlichen Raum attraktiver machen
Es ist mittlerweile klar, dass Ärzt*in sein auf dem Land nicht einfach ist. Wir fordern deswegen, mehr Förderungen für Ärzt*innen in strukturschwachen Regionen, damit der ländliche Raum wieder attraktiver für Mediziner*innen werden kann.
Förderung von Regionalen Krankenhäusern, statt weitere Schließungen
Krankenhäuser dürfen nicht weiter geschlossen werden. Darunter leiden nicht nur Ärtz*innen, die dadurch ein weitaus stressigerer Arbeitsalltag erwartet, sondern auch Patient*innen. Anfahrtswege für Krankenwägen werden immer länger. Das darf nicht sein. Überall, aber insbesondere in ländlichen Regionen, müssen überlebenswichtige Rettungszeiten und eine medizinische Grundversorgung stets gewährleistet sein. Profitzwang und Gewinnoptimierung dürfen dabei grundsätzlich keine Rolle spielen. Hierfür notwendige lokale Krankenhäuser und Kliniken müssen mehr gefördert und finanziell unterstützt werden.
Überarbeitung der Fallpauschale
Fallpauschalen sorgen dafür, dass Ärzt*innen gezwungen sind, vor allem auf den Gewinn und die Kosten ihrer Behandlungen von Patient*innen zu schauen. Das führt dazu, das versucht wird Patient*innen möglichst schnell abzuarbeiten, um Gewinn zu machen. Zudem kommt es vor, dass Patient*innen nicht medizinisch indizierte Therapien bekommen, weil diese für Arzt*innen und Krankenhäuser durch das Fallpauschalensysten profitabel sind. Stoppen wir die für Ärzt*innen und Patient*innen schreckliche Fallpauschale und nehmen die qualitativ hochwertige Versorgung von Patient*innen in den Vordergrund!
Mehr Kassenplätze für Psycholog*innen
Der Zugang zur ärztlichen und psychologischen Psychotherapie für gesetzlich Versicherte muss deutlich ausgebaut werden! Der Bereich der Psychotherapie ist einer der wenigen medizinischen Bereiche in Deutschland, in dem kein massiver Mangel an Fachpersonal herrscht. Das macht es nur um so schrecklicher das Wartezeiten für einen Ersttermin teils ein halbes Jahr, Jahr oder länger sind, obwohl dies eben nicht der Fall sein müsste. Deswegen setzen wir uns für eine deutliche Steigerung der Kassenplätze für Psychotherapeut*innen ein. Desweiteren braucht es eine bundesweite Kampagne zur Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen, um die Hürden für eine Behandlung zu senken. Wir kritisieren Aussagen, welche darauf abzielen, dass Psychotherapie nach Richtlinien zu lange dauern würden oder „leichte“ Störungen Behandlungskapazitäten blockieren würden. Ebenso lehnen wir Bestrebungen für eine sogenannte Rastertherapie konsequent ab, weil diese keine individuelle Anpassung auf die Bedürfnisse von Patient*innen zulassen.(Q5)