UPDATE AUSBILDUNG – GLEICHWERTIG, GERECHT, ZEITGEMÄSS

Beschluss der Landesmitgliederversammlung am 12. und 13. November 2022 in Magdeburg

Als GRÜNE JUGEND Sachsen-Anhalt fordern wir eine gleichwertige, gerechte und zeitgemäße Ausbildung. Das beinhaltet konkret:

1. Die Einführung einer umlagefinanzierten Ausbildungsplatzgarantie.

Es muss gesetzlich verankert werden, dass jeder junge Mensch das Recht auf einen Ausbildungsplatz hat. Dies bedeutet u.a., dass Hürden wie die Feststellung der sogenannten Ausbildungsreife bei potenziellen Bewerber*innen durch Bundesagentur für Arbeit abgeschafft werden. Damit die Ausbildungsplatzgarantie praktisch ausreichend betriebliche Ausbildungsplätze schafft, muss sie mit einer Umlagefinanzierung verbunden werden.

Alle Betriebe müssen hierzu in einen Zukunftsfonds einzahlen. Die Mittel aus dem Fonds werden für drei Säulen der Ausbildungsplatzschaffung genutzt. Einerseits erhalten ausbildende Betriebe als Anreiz Mittel aus dem Fonds zurück. Des Weiteren werden die Mittel genutzt, um das Netz und die Qualität überbetrieblicher Ausbildungszentren zu verbessern. Außerdem werden die Mittel aus dem Fonds genutzt, um außerbetriebliche Ausbildungen dort zu ermöglichen, wo trotz aller Bemühungen keine betrieblichen Ausbildungsplätze geschaffen werden konnten.

2. Die garantierte Übernahme nach der Ausbildung.

Auszubildende verdienen eine klare Perspektive für die Zukunft nach der Ausbildung. Deshalb muss auch die unbefristete Übernahme in den Betrieb, in dem die Ausbildung abgeschlossen wurde, garantiert werden – ohne Wenn und Aber.

Um mit gutem Vorbild voranzugehen, muss das Land Sachsen-Anhalt eine solche Regelung für alle Auszubildenden im öffentlichen Dienst schaffen. Zudem muss die Vergabe öffentlicher Aufträge daran gekoppelt sein, dass die entsprechenden Unternehmen unbefristete Übernahmeregeln für ihre Auszubildenden entweder im Tarifvertrag oder ggf. per Betriebsvereinbarung gewährleisten.

3. Die Schaffung einer Gleichwertigkeit von Studium und Ausbildung.

Studium und Ausbildung sind zwei unterschiedliche und doch gleichwertige Lebenswege. Das muss auch außerhalb politischer Reden Realität werden und so z.B. auch in Berufsorientierungsformaten an Schulen klar rüberkommen und sich in echter Wertschätzung für Ausbildungsberufe niederschlagen.

Erasmus ist für viele Studierenden fest im Studium verankert. Doch auch Azubis haben ein Recht darauf. Die Landesregierung soll Hürden für Azubis und Betriebe abbauen und Informationsangebote abbauen.

4. Die ökonomische Situation von jungen Menschen in Ausbildung zu verbessern.

Auch Menschen in Ausbildung steht ein Leben in Würde und mit finanzieller Sicherheit zu. Gerade in Zeiten von Preisexplosion und unstemmbaren Heizkosten.

Für viele schulische Ausbildungen wird teilweise gar keine Vergütung bezahlt oder es muss sogar noch Schulgeld entrichtet werden. In Sachsen-Anhalt muss darum eine grundsätzliche Schulgeldfreiheit für alle Ausbildungsarten festgelegt werden. Stattdessen braucht es BAföG-Anspruch für alle in der schulischen Ausbildung. Die Mindestausbildungsvergütung muss an das BAföG angepasst werden. Selbstverständlich muss die Höhe des BAföGs grundsätzlich existenzsichernd sein. Das beinhaltet neben einer deutlichen Erhöhung und einer Unabhängigkeit vom Elternhaus auch einen akuten Inflationsausgleich.

Es muss sichergestellt werden, dass alle Auszubildenden, egal welcher Ausbildungsordnung sie unterliegen, eine Vergütung gezahlt wird, die die Höhe der Mindestauszubildendenvergütung nicht unterschreitet. Ausbildungsvergütungen müssen tariflich gebunden sein.

Das erfolgreiche Pilotprojekt der Praxisintegrierten Ausbildung (PIA) im Erziehungswesen muss verstetigt und ausgeweitet werden, statt es auslaufen zu lassen. Das PIA-Modell ist stattdessen auch auf andere bisher rein schulischen Ausbildungsgängen wie z.B. Ergo- oder Physiotherapie auszuweiten.

In der Umsetzung dieser Forderungen muss das Land Sachsen-Anhalt als ersten Schritt seiner besonderen Verantwortung nachkommen und bei der Vergabe öffentlicher Aufträge neben der Übernahmegarantie und der Ausbildungstätigkeit des Betriebs auch tarifliche Ausbildungsvergütung fordern.

5. Die Erreichbarkeit der Ausbildungsstätten zu verbessern.

Anfahrtswege zur Berufsschule müssen für Auszubildende kostenneutral und zeitsparend sein. Ein kostenloses Azubiticket in Verbindung mit einem eng getakteten ÖPNV schont das meiste knappe Budget der Auszubildenden und sorgt für wirklich erholsame Freizeit statt langer Pendelei.

Wo eine Wohnheimunterbringung aufgrund zu langer Wege zur Berufsschule nötig ist, muss ein kostenloser Wohnheimplatz für alle Berufsschüler*innen zur Verfügung gestellt.

6. Diskriminierung in der Ausbildung konsequent zu bekämpfen.

Leider gibt es Ausbildungsbetriebe, die kein sicherer Lernort für FLINTA*s (Frauen, inter, nicht-binär, trans, agender), queere Menschen, behinderte Menschen, BIPoC (Schwarz, Indigene, People of Color: Selbstbezeichnung für von Rassismus betroffenen Personen) und anderen diskriminierte Gruppen sind. Deshalb fordern wir mehr Beratungs- und Unterstützungsangebote für Betroffene, Vernetzungsangebote sowie Fortbildungs- bzw. Sensibilisierungsangebote in den Betrieben.

Die Förderung der betrieblichen Mitbestimmung durch die Gründung von Betriebsräten und Jugend- und Auszubildendenvertretungen ist hier zusätzliches Instrument, um Diskriminierung wirksam zu bekämpfen. Versuche, die Arbeit von Betriebsräten oder Jugend- und Auszubildendenvertretungen zu behindern, sind konsequent zu sanktionieren.

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