Beschluss der Landesmitgliederversammlung am 02. und 03. April 2022 in Wolmirstedt
Wir alle erinnern uns an die sogenannte „Flüchtlingswelle“ von 2015 aus
Afghanistan, Syrien, dem Irak und einigen weiteren Staaten. Und in diesen Tagen
erleben wir eine große Fluchtbewegung aus der Ukraine weg. Der Grund in beiden
Fällen ist Krieg, den wir als Grüne Jugend Sachsen-Anhalt verurteilen.
Uns steht aber bald eine weitere Fluchtbewegung bevor, auf die wir die
Aufmerksamkeit lenken wollen. Es sind Menschen aus Staaten und Regionen des
globalen Südens, in denen die Klimakrise ihnen die Lebensgrundlage raubt und ein
Leben unmöglich macht. Denken wir zum Beispiel an Ostafrika, sehen wir
Heuschreckenplagen, Dürren und Überschwemmungen in kurzer Zeit
aufeinanderfolgen. Oder schauen wir auf Inselstaaten im Südpazifik, so versinkt
das Land dort wortwörtlich durch den steigenden Meeresspiegel. Naturkatastrophen
lösen schon heute dreimal so viele Vertreibungen aus, wie Konflikte und Gewalt.
Dabei sind instabile und unter Krisenbedingungen existierende Staaten noch
stärker betroffen, wie zum Beispiel Syrien, Venezuela, Afghanistan, Südsudan und
Myanmar. In den nächsten Jahren wird es dazu kommen, dass die Menschen nicht
mehr innerhalb ihres Staates oder ihrer Region fliehen, sondern eine weite
Flucht auf sich nehmen, da in der Region kein Fuß zu fassen ist.
Als globaler Norden haben wir eine Verantwortung für die Klimakrise und deshalb
auch für die Menschen, die vor ihr fliehen.
Neben den direkten klimatischen Veränderungen führt die Klimakrise zudem zu mehr
Konflikten und zu Armut und so zu mehr Instabilität und Fluchtgründen. Wie so
oft, trifft es die arme Bevölkerung am stärksten, die keine Mittel zur Flucht
hat und den Katastrophen schutzlos ausgeliefert ist.
Der Krieg in der Ukraine wird Menschen aus diesen Gebieten vermehrt zur Flucht
zwingen. Einer der wichtigsten Gründe ist hier der Hunger. Die Ukraine galt
jahrelang als der stärkste Exporteur von Getreide und Ölen. Vorallem das
Getreide war für viele Länder in Afrika und dem Nahen Osten zum Leben essentiell
und die Ukraine war einer der wichtigsten Lebensmittelzulieferer. Ohne das
Getreide fehlen ihnen Lebensmittel wegen der schon genannten Problematiken vor
Ort.
Wir fordern deshalb von den Regierungen, den Behörden und auch allen Kommunen
einerseits die Eindämmung der Emmissionen und einen aktiven Einsatz im Kampf
gegen die Klimakatastrophe. Andererseits darf Deutschland seine Grenzen für
Menschen aus diesen Regionen nicht schließen, sondern muss die Unterstützung und
Aufnahme von Geflohenen fördern und sich seiner Verantwortung mit Solidarität
und Weitsicht stellen. Investitionen und Langfristigkeit sind dabei
zentral.Konkret muss schon jetzt die Flucht vor Folgen der Klimakatastrophe
anerkannte Fluchtursache werden. Das heißt, Menschen, die aus diesen Gründen
fliehen, sollten in Deutschland und Europa Asyl bekommen. Aber wir wünschen uns
auch von jeder einzelnen Person Respekt, Toleranz und Empathie – eine Aufnahme
der Geflohenen sollte selbstverständlich sein. Jede*r sollte versuchen seinen
bzw. ihren Teil dazu beizutragen, dass in Zukunft so wenig Menschen wie möglich
aufgrund klimatischer Ereignisse ihre Heimat verlassen müssen und sollte
entsprechend umsichtig mit Ressourcen jeder Art umgehen.